Linoldruck ist eine der einfachsten Methoden Reproduktionen in relativ hoher Zahl mit recht geringem Aufwand zu erstellen.
Es werden nur eine Linoleumplatte, Farbe und einfache Werkzeuge benötigt, trotzdem lassen sich sehr eindrucksvolle Ergebnisse erzielen.
Es kann grob unterschieden werden zwischen ein- und mehrfarbigen Drucken. Mehrfarbige Drucke können außerdem aus nur einer einzigen Linoleumplatte (sog. Reduktionsdruck) oder aus mehreren Platten gedruckt werden.
Zusätzlich kann man noch den Druck mit und ohne Druckerpresse unterscheiden.
In diesem Tutorial wird der Druck ohne Druckerpresse mit nur einer Farbe vorgestellt. Mehrfarbiger Druck wird in einem späteren Kapitel erklärt.
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Im Folgenden stelle ich die Materialien die ich am häufigsten benutze. Später im Tutorial kommen noch ein paar mehr hinzu, die jedoch optional sind, aber helfen, das Druckergebnis noch zu verbessern.
Diese gibt es in den unterschiedlichsten Formaten und Härtegraden. Je weicher eine Linoleumplatte ist, desto einfacher lässt sie sich schneiden. Je härter, desto genauer lässt sie sich schneiden. Ist eine Platte zu hart, kann sie kurz vor der Arbeit in einer Mikrowelle erwärmt werden. Aus der Linoleumplatte wird der Druckstock, also die Vorlage zum Drucken hergestellt.
Theoretisch lassen sich alle Papiere und Pappen bedrucken. Es werden von verschiedenen Herstellern aber spezielle Druckpapiere verkauft. Für den Druck ohne Presse sollten eher dünne Papiere bedruckt werden, wie zum Beispiel Ingrespapier, Japanpapier, Kraftpapier. Sogar reguläres Druckerpapier aus dem Haus- und Bürogebrauch lässt sich verwenden.
Für den Druck mit einer Druckerpresse kann auch viel dickeres Papier verwendet werden, wie Aquarellpapier, Druckkarton und ähnliches.
Es gibt spezielle Linoleumdruckfarben. Diese sind dickflüssige Farben auf Wasser- oder Ölbasis. In diesem Tutorial werden Farben auf Wasserbasis verwendet, da diese günstig und leicht zu handhaben sind.
Theoretisch kann aber auch zum Beispiel mit Aquarellfarbe oder Acrylfarbe gearbeitet werden. Es sind aber Farben zu bevorzugen, welche eine längere Trockenzeit haben.
Eine Rolle aus Hartgummi um die Druckfarbe gleichmäßig auf den Druckstock zu übertragen. Dies kann zum Beispiel auch mit einem Pinsel oder mit anderen Hilfsmitteln geschehen, jedoch ist dann der Farbauftrag oft nicht so gleichmäßig.
Schneidmesser für den Linoldruck und Holzschnitt gibt es in den verschiedensten Preiskategorien. Die Schneidemesser werden nach Form unterschieden. Grob gibt es Hohleisen, Rilleisen und Flacheisen. Außerdem gibt es Sets mit auswechselbaren Klingen, die speziell für Anfänger geeignet und nicht besonders teuer sind. Mit den Schneidewerkzeugen wird aus der Linoleumplatte der Druckstock hergestellt.
Dient dem Kopieren einer Vorlage auf die Linoleumplatte. Es gibt auch Transferpapier auf Wachsbasis. Indem eine Seite eines normalen Blattes komplett mit einem Bleistift angemalt wird, kann simples Kohlepapier selbst hergestellt werden. Die Wachspapiere haben jedoch eine weitaus bessere Kopierqualität.
Theoretisch kann eine Vorlage auch direkt auf die Linoleumplatte gezeichnet werden. Hier ist zu berücksichtigen, dass das Motiv spiegelverkehrt gezeichnet werden muss.
Diese Werkzeuge helfen das Motiv gleichmäßig vom Druckstock auf das Papier zu übertragen. Sie dienen dabei als günstige Alternative zu einer Druckerpresse. Als Andruckrolle kann eine Farbrolle verwendet werden, jedoch ist eine Rolle aus etwas weichem Gummi zu bevorzugen, da mit dieser der Druck gleichmäßiger ausgeübt werden kann. Handreiber mit einer Filzauflage gibt es für wenig Geld zu kaufen. Theoretisch kann die Übertragung von Druckstock auf Papier auch mit den Händen, Füßen oder z.B. einem Löffel geschehen.
Zuallererst muss ein Druckstock hergestellt werden.
Hierzu habe ich eine Vorlage auf ein Transparentpapier gedruckt, das ich spiegelverkehrt auf ein Transferpapier auf die Linoleumplatte lege und mit einem Bleistift nachzeichne um die Vorlage auf die Linoleumplatte zu übertragen.
Alternativ kann auch ein normales Blatt Papier verwendet werden, auf dem die Vorlage spiegelverkehrt herum ausgedruckt wird, oder die Vorlage kann direkt mit einem Bleistift oder einem Marker auf die Linoleumplatte gezeichnet werden. Hier aber darauf achten, dass ebenfalls alles Spiegelverkehrt gezeichnet werden muss.
Transparentpapier auf Transferpapier auf Linoleumplatte
Alles zentriert augerichtet
Die Platte nach dem Transfer der Vorlage
Anschließend kann mit dem Schneidewerkzeug das Motiv freigestellt werden. Ich stelle immer zuerst mit einem feinen Werkzeug, z.B. einem Rilleisen oder einem schmalen V-förmigen Hohleisen die Details frei und dann mit einem großen, runden Hohleisen die großen Flächen. Je nach Präferenz kann hier auch umgekehrt vorgegangen werden.
Wichtig ist, dass immer vom Körper weg und nie auf die Finger zu geschnitten wird, um Verletzungen zu vermeiden. Scharfe Schneidwerkzeuge und noch mehr stumpfe sind sehr gefährlich!
Details mit Rilleisen freigestellt
Zwischenräume mit V-förmigem Hohleisen freigestellt
Große Flächen mit rundem Hohleisen komplett freigestellt
Nachdem das Motiv komplett hergestellt ist, macht es Sinn den Druckstock mit Schmirgelpapier zu bearbeiten. Dieser Schritt ist nicht notwendig, verbessert jedoch die Farbaufnahme des Druckstocks. Außerdem sollte die blaue Farbe des Transferpapiers entfernt werden. Dies geht am besten mit Isopropanol oder Ethanol. Aber auch mit warmem Wasser. Nach der Reinigung muss darauf geachtet werden, dass der Druckstock komplett getrocknet ist, bevor mit dem Einfärben begonnen wird.
Druckstock nach der Reinigung mit Isopropanol und nach leichtem anschleifen mit Schmirgelpapier.
Jetzt wo der Druckstock fertiggestellt ist, kann er eingefärbt werden. Dazu muss zuerst die Druckfarbe auf die Glasscheibe oder die Farbwanne aufgetragen und mit der Farbwalze gleichmäßig verteilt werden. Dazu am besten die Farbwalze mehrmals in verschiedenen Winkeln über die Glasplatte oder Farbwanne rollen. Anschließend kann die Druckfarbe mit der Farbwalze auf den Druckstock übertragen werden.
Dieser Prozess sollte ein paar Mal wiederholt werden, bis der Druckstock gleichmäßig eingefärbt ist. Die richtige Menge an Farbe zu finden benötigt etwas Übung. Bei zu viel Farbe werden die Ränder der Drucke unscharf, bei zu wenig Farbe werden die Flächen nicht richtig deckend.
Druckstock nach der Reinigung mit Isopropanol und nach leichtem anschleifen mit Schmirgelpapier.
Druckstock nach der Reinigung mit Isopropanol und nach leichtem anschleifen mit Schmirgelpapier.
Als alternative zu Druckfarbe kann auch mit anderer Farbe experimentiert werden. Denkbar sind zum Beispiel Tusche, Aquarellfarbe und Acrylfarbe. Es sollte jedoch eher mit langsam trocknenden Farben gearbeitet werden.
Bei einfärben des Druckstocks kann es vorkommen, das Bereiche gefärbt werden, auf denen eigentlich keine Farbe sein sollte. Dies ist vor allem bei großen Flächen der Fall, wenn die Farbwalze leicht schief auf den hervorstehenden Stellen liegt. Um ein Drucken dieser Bereiche zu vermeiden, kann eine Schablone angefertigt werden, die nach dem Einfärben auf den Druckstock gelegt wird. Die Schablone kann einfach aus Papier mit einer Schere hergestellt werden.
Versehentlich eingefärbte Bereiche
Nach dem Verdecken mit einer Schablone
Jetzt kann das Motiv gedruckt werden. Dazu das Papier welches bedruckt werden soll auf den Druckstock legen dann leicht andrücken, dass das Papier glatt auf dem Druckstock aufliegt. Zum Schluss mit Handreiber oder Andruckrolle das Papier fest auf den Druckstock drücken.
Ich bevorzuge die Andruckrolle, da sie bessere Ergebnisse liefert. Es ist jedoch möglich das Papier sogar ganz ohne spezielles Werkzeug nur mit den Händen oder zum Beispiel mit einem Löffel anzudrücken.
Nach dem Druck kann das Papier vorsichtig an einer Ecke vom Druckstock abgezogen werden. Da Linoldruckfarbe relativ dickflüssig ist, braucht das Papier nach dem Drucken eine Weile zum Trocknen. Die Trockenzeit hängt auch vom verwendeten Papier ab. Saugfähige Papiere trocknen schneller als andere.
Papier auf den Druckstock auflegen
Mit der Andruckrolle anpressen
Papier zum Trocknen abziehen
Ich verwende normalerweise unbeschichtete Papiere wie Ingress-, Japan oder Zeichenpapier. Eigentlich kann aber jede Art von Papier bedruckt werden. Für dieses Tutorial habe ich Kraftpapier verwendet.
Jetzt wo das Druckerzeugnis fertig ist, muss noch das verwendete Material gereinigt werden. Wenn wie hier im Tutorial wasserbasierte Farbe verwendet wurde, lässt sich das gesamte Material mit Wasserabwaschen. Bei Ölfarbe oder Tusche muss zu passenden Lösemitteln gegriffen werden. Die gereinigten Druckstöcke können gelagert und wederverwendet werden.
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