Skizzenbuch selbst binden

Einleitung:

Die Aquarellskizzenbücher die in den örtlichen Fachgeschäften und online zu finden sind, haben entweder ein Format das mir nicht gefällt oder ein Papier das ich nicht mag. Da ich noch Reste von Bögen von Aquarellpapier übrig habe und in der Vergangenheit bereits Bücher gebunden habe, dachte ich mir, dass ich mir doch selbst ein Skizzenbuch basteln kann. Und wo ich schon dabei bin, mach ich ein Tutorial für den Maschinenraum daraus.

Techniken:

Es gibt unterschiedlichste Arten ein Buch zu binden. Die einzige die ich gelernt habe ist die koptische Bindung. Mit dieser Bildung kann man Bücher mit oder ohne Buchdeckel binden. In diesem Tutorial zeige ich wie man ein Buch mit Deckel bindet.

Mehr zum Bücherbinden kann man in dem fabelhaften Buch „Bücher Binden“ von Anna Frey nachlesen (ISBN 978-3-200-07737-9).

Material:

An Werkzeug wird benötigt: Nadel und Faden, am besten eine Sattlernadel und gewachtes Sattlergarn. Aber eine gerade Nadel und beliebiges Nähgarn funktioniert auch. Allerdings kann es bei zu dünnem Nähgarn passieren, dass es zwischendurch reißt und dann neu verknotet werden muss. Außerdem braucht man ein Schneidelineal und ein Geodreieck sowie ein Skalpell. Wenn vorhanden ist eine Papierschneidemaschine Gold wert. Zudem sind Schraubzwingen und eine Holzlatte vonnöten sowie ein Falzbein, was aber auch durch einen Bleistift ersetzt werden kann. Schließlich braucht ihr eine Ahle oder ein anderes Werkzeug mit dem man Löcher durch Papier und Pappe stechen kann.

An Material wird zudem Papier, Pappe für die Buchdeckel sowie Holzleim benötigt. Ich habe als Papier 300 gsm Aquarellpapier verwendet und für die Buchdeckel Pappe aus Graspapier.

Vorbereitung:

Zuerst muss das Papier gefaltet und zugeschnitten werden. Nachdem die einzelnen Bögen in der Mitte gefaltet und mit Falzbein oder der Seite eines Bleistifts flach gedrückt sind, können je nach Papiergewicht und -dicke mehrere Bögen zu Lagen ineinander gesteckt werden. Da ich sehr dickes Aquarellpapier verwende, werde ich aber einen Bogen je Lage verwenden. Nach dem Falten und etwaigem zusammenstecken, scheide ich alle Lagen zurecht. Dazu schneide ich zuerst die der gefalteten Seite gegenüberliegende Seite gerade ab. Ich benutze dazu eine Papierschneidemaschine, man kann aber auch ein Schneidelineal und ein Skalpell verwenden. Ich Schneide immer einen gefalteten Bogen nach dem anderen. Der Bogen ist dabei zugeklappt und der gefaltete Rücken liegt am Anschlag der Schneidemaschine an.

Wenn die dem Rücken abgewandte Seite geschnitten ist, nutze ich diese gerade kante um alle anderen Seiten aller Bögen zurecht zu schneiden. Wenn man einen Stapelschneider besitzt, kann man sogar alle Bögen zugleich zurechtschneiden.

Wenn ihr keine Schneidemaschine besitzt, könnt ihr mit einem Geodreieck die Kanten eurer Bögen im rechten Winkel zuschneiden. Auch bei Verwendung einer Schneidemaschine solltet ihr jedoch kontrollieren ob eure Schnitte wirklich rechtwinklig sind.

Nachdem die Bögen zurechtgeschnitten sind, müssen Buchdeckel angefertigt werden, die etwas größer sind als die Bögen. Hierzu habe ich die Länge und Breite der Bögen vermessen und in der Höhe 2 mm addiert und in der Breite 1 mm. Je nach Größe eurer Bögen müsst ihr evtl. andere Maße nehmen. Ich habe mich für eine Größe entschieden, die mir optisch gefällt.

Wenn Bögen und Buchdeckel geschnitten sind, müssen diese mit einer Ahle mit Löchern versehen werden. Durch diese Löcher wird später das Garn gefädelt, um das Buch zu binden. Die Anzahl und die Abstände der Löcher habe ich erneut nach optischen Aspekten gewählt. Ich habe 6 Löcher in Abständen von 2, 3 und 4 cm vom oberen bzw. unteren Rand gestochen. Damit die Löcher in jedem Bogen an der gleichen Stelle sind, wird eine Lochvorlage hergestellt. Dabei handelt es sich um ein einfach Stück Papier in der gleichen Höhe wie die Bögen, auf welchem die Positionen der Löcher markiert wird.

Zum Stechen der Löcher wird die Lochvorlage in den Knick eines Bogens gelegt und dann mit der Ahle ein Loch genau durch den Knick gestochen. Es muss darauf geachtet werden, dass der Stich nicht über oder unter dem Knick der Faltung erfolgt, um später ein Einreißen der Bindung zu vermeiden.

In den Buchrücken werden die Löcher etwas vom der Kante entfernt gestochen. Ich habe die Löcher 1 cm entfernt von der Kante gestochen, direkt durch beide Buchdeckel.

Nachdem alle Löcher gestochen sind, bietet es sich an zu kontrollieren on die Löcher Deckungsgleich sind.

Bindung nähen:

Jetzt kann begonnen werden die Bindung herzustellen. Dazu wird der Buchrücken mal die Anzahl der Bögen plus 1 an Länge von Faden abgemessen und abgeschnitten. In meinem Fall ist der Buchrücken 22,5 cm lang und ich habe 7 Bögen verwendet. Also habe ich 22,5 * 8 cm = 180 cm Faden abgemessen.

Um die Bindung zu beginnen, wird der erste Bogen mit dem ersten Buchdeckel verbunden. Dazu wird zuerst der Faden von innen durch das erste Loch des Bogens gezogen und dann von innen nach außen durch das entsprechende Loch im Buchdeckel und schließlich durch das selbe Loch in den ersten Bogen zurück

Auf der Innenseite des Bogens können jetzt beide Fadenenden Verknotet werden. Dann wird der Faden von Innen zum zweiten Loch weitergeführt und von da erneut von innen nach außen durch den Buchdeckel gestochen. Dann wieder ins das zweite Loch zurück. Diesmal muss der Faden nicht verknotet werden.

So wird verfahren, bis der Faden durch das letzte Loch des Bogens und des Buchdeckels gestochen wurde. Jetzt wir der Faden jedoch nicht durch das Loch des ersten Bogens gestochen, sondern von außen nach innen in das erste loch des nächsten Bogens.

Von dort wird der Faden von innen zum zweiten Loch geführt und dort nach außen gestochen. Jetzt wird der Faden um die Bindung der darunterliegen „Etage“ geführt und dann zurück durch das gleiche Loch gestochen.

So kann jetzt verfahren werden, bis ein weiterer Bogen eingenäht ist. Jedes Mal wenn ein Bogen fertig eingenäht ist, sollte die Naht gestrafft werden. Dazu den Bogen aufklappen und am besten mit einer Ahle den Faden anheben und  dann anfangend mit dem Loch das zuerst gestochen wurde in Richtung des Nahtendes den Faden straff ziehen.

Auf diese Art können jetzt nach und nach weitere Bögen eingenäht werden, bis zum vorletzten Bogen. Nachdem der vorletzte Bogen eingenäht ist, wird der letzte Bogen zusammen mit dem Buchdeckel aufgelegt. Dann wird der Faden zuerst von außen durch den Buchdeckel und von dort von außen durch den letzten Bogen gestochen. Dann wie gehabt innen weiter zum zweiten Loch, durch die Naht der unteren Schicht und dann von außen durch Buchdeckel und zurück von außen ins zweite Loch.

Beim letzten Bogen mit Buchdeckel ist das Straffen der Naht etwas schwierig. Aber mit etwas Geduld klappt es (mir ist der Faden zweimal gerissen, da ich zum Zeitpunkt des Tutorials kein Sattlergarn zur Verfügung hatte. Es lohnt sich wirklich in vernünftiges Garn zu investieren).

Wenn der letzte Bogen und der Buchdeckel eingenäht sind und die Naht gestrafft ist, kann das Ende des Fadens auf die Innenseite des letzten Bogens zurückgestochen werden und mit einem Schlingknoten unter der vorhandenen Naht befestigt werden.

Theoretisch ist das Buch jetzt fertig. Es können aber noch ein paar weitere Schritte durchgeführt werden, um das Buch stabiler zu machen. Ich presse und verleime den Buchrücken immer, damit die Naht nicht beschädigt wird. Um den Rücken zu verleimen muss dieser mit zwei Schraubzwingen und einer Holzlatte an eine Tischplatte gepresst werden. Dann kann der Buchrücken mit einem Pinsel großzügig mit Holzleim eingestrichen werden.

Nachdem der Leim nach ca. 15-20 Minuten getrocknet ist, ist der Buchrücken sehr stabil.

Zum weiteren Schutz des Buchrückens kann dieser kaschiert werden. Dazu kann einfach ein streifen Papier oder pappe über den Buchrücken geklebt werden. Das habe ich bei einem anderen Skizzenbuch so gemacht.

Bei diesem Skizzenbuch habe ich den Rücken jedoch unkaschiert gelassen, da mir dieses Design besser gefällt.

Ich habe meine Buchdeckel nachträglich noch mit Kraftpapier eingeschlagen, nachdem ich bemerkt habe, dass das Graspapier sehr weich ist und an den Ecken ausfranzt. Dazu habe ich die Buchdeckel von außen mit einer sehr dünnen Schicht Leim eingepinselt und dann Kraftpapier aufgepresst. Nach dem Trocknen habe ich dann die Ecken beschnitten und die Ränder auf die Innenseiten der Buchdeckel umgeschlagen. Dann habe ich ein Stück Tonpapier in die selbe Größe wie die Bögen zugeschnitten und von innen gegen die Buchdeckel geklebt.

Damit ist mein Skizzenbuch ebenfalls fertig.